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I. Allgemeines über Homöopathie





Die therapeutische Vorgehensweise unterscheidet sich in der Homöopathie wesentlich von derjenigen in der modernen Medizin: In der letzteren werden Medikamente für Symptome wie Asthma, Migräne, Schlaflosigkeit, Angina, Fieber verschrieben und wirken direkt auf die Symptome oder deren direkte Ursache ein.

In der Homöopathie wird die Arzneimittelwahl nicht durch Symptome oder Diagnosen bestimmt, sondern durch die allgemeine Funktionsart des Patienten in seiner Gesamtheit.





1. Allgemeine Funktionsart



Die allgemeine Funktionsart beschreibt das Temperament, den Charakter, die „individuelle Physiologie“ des Patienten. Sie bezieht sich auf Körper, Seele und Intellekt, oder auf die Art und Weise wie der Patient in seinem alltäglichen Umfeld fühlt, denkt, handelt und reagiert.

Die allgemeine Funktionsart kann über die charakteristischen Zeichen erfasst werden.


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2. Charakteristische Zeichen



Charakteristische Zeichen beschreiben zum Beispiel Personen die eher kälteempfindlich sind, andere haben schnell zu heiss, es gibt grosse Esser, kleine Esser, Personen die leicht auf andere zugehen, andere die eher reserviert sind, es gibt aktive Personen, andere sind eher passiv, es gibt eher Langsame andere sind eher schnell. Während der Konsultation gibt es vor allem drei Gelegenheiten in denen charakteristische Zeichen, typisch für den Patienten erscheinen:

  1. unter den Modalitäten, den Umständen unter denen ein Gesundheitsproblem erscheint, sich verschlimmert oder sich verbessert.
  2. während der Befragung über alle anderen Bereiche der allgemeinen Funktionsart, wie des Schlafes, der Verdauung, der Vorlieben und Abneigungen unter der Nahrung, des Atemsystems, der Bereich von Hals/Nase/Ohren, der Muskeln, Gelenke und Knochen, wie auch des Allgemeinbefindens und des Verhaltens gegenüber dem Umfeld.
  3. Wenn ich den Patienten einlade sich selbst zu beschreiben (oder wenn die Mutter ihr Kind beschreibt).

Moderne Menschen denken in Ausdrücken von Symptomen oder Diagnosen: Ein Patient kann zum Beispiel ein Gefühl von Steifheit und leichtem Brennschmerz in einem Ellenbogen haben und fasst diese Gefühle zur Diagnose „Arthritis“ zusammen.

Die Person verlässt also ihre persönlichen, subjektiven Gefühle und die ursprüngliche Empfindung wird unpersönlich, „objektiv“.


In der Homöopathie sind wir auf die Beschreibung des persönlichen, subjektiven Erlebens angewiesen. Nur so können wir an ein „Bild“ des Patienten in seiner Gesamtheit herankommen.


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3. Persönlichkeitsbild



Das Bild des Patienten entspricht der Stimmung, der Formkraft, die hinter der Gesamtheit der charakteristischen Zeichen erscheint.​ In der Homöopathie kennen wir verschiedene Arzneimittelbilder. Wir kennen die Bilder gewisser Pflanzen, Tiere und Mineralien aus denen Arzneimittel hergestellt wurden.


Es geht darum unter den vielen Arzneimittelbildern jenes zu finden, welches dem allgemeinen Bild des Patienten am nächsten kommt.


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II. Meine Homöopathie





In den neunziger Jahren, nach zehn Jahren homöopathischer Anwendung, war ich daran andere Medizinformen zu suchen um die Homöopathie zu verlassen. Während all dieser Jahre konnte ich echten Heilungen (siehe „Heilung“ unter „Konzepte/Methoden“) beistehen, aber diese waren zu selten.

Zufälle des Lebens machten, dass ich in jener Zeit eine andere homöopathische Vorgehensweise fand. Diese gab bis jetzt häufigere und befriedigendere Heilungsresultate.





1. Geschwisterrollen in der Homöopathie



Einer dieser Zufälle war die Entdeckung von Gesetzmässigkeiten in der Beziehung unter Brüdern und Schwestern. Mütter beschreiben mir ihr Kind indem sie charakteristische Ausdrucksformen, die das Kind von deren Geschwistern unterscheiden aufzählen. Mir fiel dabei immer mehr auf, dass diese Beschreibungen Zeichen enthielten, oft sogar mit den gleichen Synonymen ausgedrückt, die regelmässig bei ersten Kindern, bei zweiten Kindern oder bei dritten Kindern vorkamen.


Die Selbstbeschreibungen oder die Beschreibungen des Kindes durch die Mütter ist eine der Hauptsäulen für die Arzneimittelwahl. Ich konnte so allmählich Arzneimittelgruppen zusammenstellen deren Mittel in spezifischer Art nur bei ersten Kindern, bei zweiten Kindern oder bei dritten Kindern wirken.


Die Prägung des Kindes zu seiner Geschwisterrolle ist die Folge der ersten Sozialisierung, jener, die sich im Kleinkindalter im Familienhaushalt abspielt.

Die folgenden Sozialisierungen (Einschulung, Pubertät, Berufserlernung, etc) erfolgen in anderen Umfeldern, welche andere Verhalten erfordern. Aber die erste Rollenprägung im Familienhaushalt ist die tiefgreifendste und wirkt während des ganzen Lebens aus dem tiefsten Inneren heraus. Sie bleibt mehr oder weniger augenfällig unter dem Erscheinen von später übernommenen Verhalten.


Die spezifisch wirkenden Arzneimittel zeigen also ihre Wirksamkeit sowohl bei Kindern, wie auch bei Erwachsenen.


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2. Rollenfestlegung und individuelle Entfaltung



Wir alle sind zwei Prägungen auf Lebenszeit ausgesetzt: Dem Geschlecht und dem Geschwisterrang.


Das Geschlecht wird bei der Empfängnis mit dem genetischen Kode festgelegt. Diese Festlegung übt beim Kleinkind noch kaum einen Einfluss auf das Verhalten aus. Sie macht sich erst in der Vorpubertät bemerkbar mit einem Höhepunkt während des Jungenalters.


Die Prägung zur Geschwisterrolle ist bestimmt durch die konkrete jeweilige Familiensituation und erfolgt während des Kleinkindesalters


Beide Festlegungen drücken sich zwar oft in stereotypischer Art aus, hindern aber in keiner Weise die individuelle Entfaltung. Wir erkennen das zum Beispiel an der Art wie sich mehrere Männer in gewissen Situationen durchaus gleich verhalten, dabei aber deutlich verschiedene Persönlichkeiten zeigen. Ebenso können sich verschiedene erstgeborene Erwachsene oder erste Kinder in gewissen Situationen gleich verhalten, obwohl sie sich durch verschiedene Persönlichkeiten unterscheiden.


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3. Systematisierung der Arzneimittel



Die verschiedenen Geschwisterrollen unterscheiden sich nicht durch Symptome oder Krankheitstendenzen, sondern durch ihr allgemeines Funktionieren, ihre charakteristischen Zeichen, und ihr Rollenbild.


Die drei Rollenbilder der Geschwister stellen drei grundlegende soziale Verhaltensmuster der Menschen dar, so dass wir von eigentlichen Archetypen sprechen können. Auf Grund dieser archetypischen Eigenschaft der Geschwisterrollen gelang es mir, einen Ansatz für die Systematisierung unter den homöopathischen Arzneimitteln zu finden.


Auf diese Weise wurde das Einbeziehen der Geschwisterrollen in der homöopathischen Behandlung deutlich befriedigender.


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