Mein Buch





Nach 16 Jahren Feldforschung in meiner mehrheitlich kinderärztlichen Praxis kam mein Buch « Les Relations entre Frères et Soeurs » („Geschwisterbeziehungen“) 2010 auf französisch bei der Edition Favre in Lausanne heraus. Eine neue überarbeitete und erweiterte Auflage erschien 2013.


Da das Buch noch nicht auf Deutsch herausgekommen ist, gebe ich hier einen kurzen Überblick:


  1. Das Buch gibt ausführliche, bildhafte Beschreibungen von ersten, zweiten und dritten Kindern.

  2. Die Unterscheidungskriterien welche die verschiedenen Geschwisterrollen charakterisieren wurden grundsätzlich von jenen Ausdrücken übernommen, welche die Mütter spontan benutzen wenn sie ihr Kind beschreiben. Die Eltern erkennen augenfällige Unterschiede zwischen den Kindern durch den Vergleich.

    Über dieses Vorgehen entstand ein Vokabular, welches sich als sehr wertvoll erwies um die kindliche Persönlichkeit zu beschreiben.

  3. In den neunziger Jahren erarbeitete ich mit Christine Bruchez (Psychologin und Assistentin an der Uni Lausanne) einen Fragebogen, welchen ich mit etwa 70 Familien über mehrere hundert Individuen machte.

  4. Der Fragebogen vergleicht unter allen Kindern des gleichen Familienhaushaltes und bezieht sich immer auf das Alter vor dem 10. Jahr: Eltern befrage ich darüber wie sich jedes Kind vor dem 10 Altersjahr von den andern unterscheidet, Erwachsene über die typischen Ausdrucksformen aller Geschwister bis vor deren 10. Altersjahr.

    Dieses Vorgehen erlaubte es mir, das Hauptgewicht der Forschung auf die horizontale Beziehungsachse unter den Kindern zu legen und weniger auf die, in der modernen Literatur verbreitete, vertikale Beziehungsstruktur zwischen Eltern und Kindern.

  5. Die statistischen Resultate bestätigten die von Karl König* 1958 festgestellte Dreierwiederholung der Geschwisterrollen: Die vierten, fünften und sechsten Kinder zeigen die gleichen Ausdrucksformen wie die ersten drei Kinder usw.
    *Karl König: Brüder und Schwestern, 2013 Verl. Freies Geistesleben


    Die Geschwisterfolgen sind also einem Dreierzyklus unterworfen. Dabei zeigen die ersten zwei Kinder (und vierten- und fünften Kinder, etc) unter sich immer gegenteilige, aber komplementäre Ausdrucksformen, bilden also eine Polarität. Dritte- (und sechste, etc) Kinder schieben sich „zwischen die Polaritäten“. Die Dreigliedrigkeit polarer Zyklen wurde somit offensichtlich.

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